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Zu Weihnachten.
Amazon sagt mir schon wieder "Diese Artikel sind spätestens am Dezember 24 bei Ihnen." Danke. Ich glaub ich weiß gar nicht mehr wie Weihnachten früher war.

Konnte ich damals überhaupt schon gehen? Weinen konnte ich jedenfalls schon. Ich hatte diesen Roboter bekommen den jeder wollte - er war das absolute Highlight, He-Man und meine Matchboxautos konnten sich auf alle Fälle erstmal hinten anstellen. Prinzipiell war weniger der Roboter das Grandiose, sondern vielmehr sein Bauch: irgendein genialer japanischer Ingenieur hatte es geschafft eine wundervolle Weltraumanimation in diesen Roboter zu zwänge, diese über das Bauchdisplay auszugeben und sie mittels des eingebauten Lautsprecher mit epischen Tönen zu unterlegen.

Ich weinte viel und lang, als meine Schwester am nächsten Morgen den Roboter mit einem gezielten Fußtritt zerstörte. Der Roboter überlebte, doch sein Bauch blieb für immer stumm. Seine Seele war entschwunden, und meine nahm irreparable Schäden.

Ich war das einzige Kind in der Schule, das im Advent immer Schwarz trug. Viele dachten: Ach dieser scheiß Intellektuelle, denkt wohl er ist zu cool für Weihnachten, doch sie hatten Unrecht: Ich trug Trauer. Ich packte meine Weihnachtsgeschenke über Jahre hinweg nicht aus, und versteckte sie - wenn ich mich von meiner Schwester unbeobachtet fühlte - am Dachboden, oder grub tiefe Löcher in den gefrorenen Boden um sie dort zu verscharren. Ich bat meine Eltern, Großeltern, Tanten und Onkeln mir nichts zu schenken, nur aus Angst meine Schwester könnte mir den gleichen Schmerz noch einmal zufügen. Ich zitterte, wenn ich am 24. doch ein Geschenk mit meinem Namen unter dem Christbaum fand, tauschte aber oft mit großem Geschick die Namensschilder so aus, dass meine Schwester alles bekam. Sie bekam wirklich alles: Autorennbahnen, Computerspiele, Fußbälle, ja sogar meine hellblauen Pyjamas.

Der schönste Tag in meinem Leben war, als meine Schwester endlich auszog; Es war wie Geburtstag und Weihnachten zusammen. Mal 15! 15 Jahre versteckte und verscharrte Geschenke. Ich packte 8 Stunden lang nur Geschenke aus. Geschenke. Geschenke. Geschenke. Ich war glücklich und traurig zugleich. All meine Kindheitsträume wurden zwar endlich erfüllt, aber mein geliebter Roboter durfte es leider nicht mehr miterleben...

Meine Schwester zieht diesen Advent wieder zu uns her. Ich hab solche Angst. Angst um Weihnachten, Angst um meine Geschenke. Sie hat sich doch all die Jahre um nichts verändert - nicht einen Millimeter - wenn es heute noch Roboter mit Weltraumanimation geben würde, sie würde es bestimmt wieder tun. Brutal, Kaltschnäuzig, Jähzornig. So war Sie immer wenn ich etwas bekam, und sie nichts!! Moment. Dann hab ich den Roboter wohl zu meinem Geburtstag bekommen, oder? Und sie war einfach sauer, weil sie nichts bekam? Dann war das gar nicht so mit Weihnachten, und ich bilde mir das alles nur ein? Oder der ganze Vorfall war ein Versehen? Hmmm Hmmmm Hmmmm. Ok, naja, JA, alles retour. Wenn das so ist - dann nehm ich die Geschichte natürlich wieder zurück. Entschuldigung. Ah, Blödsinn meinerseits. Fehlalarm. Schwamm drüber.

Egal. Jedenfalls beim nächsten Mal erzähl ich euch, wie der Gerhard vor 7 Jahren einfach so unseren Christbaum umgeschmissen hat. Daran kann ich mich nämlich erinnern, als ob es gestern gewesen wäre. ;)
kommentieren (73) vec, 21.11.2005 18:10

vec souce, 2004