Vom Bier.
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Und jetzt tun wieder alle so als wären sie schockiert. Obwohl wir das alles schon hatten. Niemand mag HC Strache. Öffentlich. Zumindest kenn ich noch niemanden. Früher war das schon mal anders, wie ich mich erinnern möchte: Damals saß ich am Münchner Oktoberfest nachmittags im Biergarten. Rings um mich lauter bayrische Alpenseppe mit Bart und Hut, die mir 2 Sachen verklickerten: a) vor 30 Jahren hat die Maß hier nur ne Mark gekostet und b) wenn Österreich sonst schon nix hat und ist und kann - so wen wie den Haider, so wen könnte man auch hierzulande ganz gut gebrauchen.
Da werd ich gesagt haben: "ja, da habts eh rechts", oder "naja, ja, wenn's ihn wollts - er kommt sicher gerne"; oder "tausche Schröder gegen Haider; Westenthaler als Gratiszugabe". Aber wahrscheinlich hat mich niemand verstanden, wegen meiner Sprache, dem Lärm und der Biere. Biere. 1Mark. Muß man sich mal vorstellen. Ist noch gar nicht so lang her.
Biere machen überhaupt den getarnten Alltagsrassisten zum entarteten Diskutanten über was in diesem Land nicht alles falsch läuft. Männer neigen dazu eher, wahrscheinlich weil sie mehr Bier trinken und deshalb öfter von großer Weisheit erfüllt sind. Und mit dem Bier kommen dann die üblichen Rundumschläge, die EU, die Ausländer, die EU ist schuld an den vielen Ausländern und überhaupt besteht die EU eigentlich fast nur aus Ausländern. Aber (in Gegensatz zu den ansonst dahergelaufenen Ausländern) aus vollkommen überbezahlten Ausländer auch noch. Also die in Brüssel. Spesenritter. Jetzt ist das genaugenommen das, was die FPÖ eigentlich so im Durchschnitt von sich gibt. Nur tut die FPÖ das auch nüchtern, immerzu. Und deswegen mutet einem das manchmal, wenn man selbst wieder nüchtern ist, ein wenig seltsam an.
Das könnte auch das jahrealte Meinungsumfrage-Wahlergebnis-Paradoxon der FPÖ, ja auch der Grünen, erklären. Finden doch alle Wahlen stets Sonntags statt, wo vielleicht der eine oder andere noch anständig einen sitzen hat - vom Samstagabend her - und dann gerne sein Kreuzerl für Blau macht, während er bei einer wochentags stattfindeten Meinungsumfrage mit klarem Kopf doch lieber für Rot votiert. (Für Grün bedeutet das: Wenn ich am Sonntag noch den Schädl vom Vortag hab, dann sind mir die Blumerl und Haserl aber sowas von ...)
Nein, daß ist natürlich ein bisserl ein Blödsinn (aber vielleicht erforschenswert!); aber prinzipiell glaub ich das Potenzial da ist für die FPÖ. Weil Potenzial verschwindet nicht so leicht. Und ich finds gut. Ich finds gut, daß es Rechts gibt. Weil ich nenn das Demokratie. Ich hab kein interesse an einem Rot-Grün-Schwarzen Parlament. Denn das heißt dann schon fast "Entweder-Oder" und da sag ich dann doch lieber mit Blau. In Opposition. Auch wenns öfter, ja sogar ständig, Blödsinn reden würden.
Meine Biologielehrerin sagte mal: "Vielfalt statt Einfalt". Leider hieß die Dame selbst "Einfalt". Ich glaub sie hat dann geheiratet.
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(8)
vec, 24.10.2005 20:08
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